Auf dieser Seite kommen ein Gedicht, die geschichtliche Entwicklung,Wahowa - die Ottonische Mark und die Gemeindegeschichte nach 1848.

Unser Dörflein

Ferne dem lauten Getriebe
da liegt unser Dörfelein.
Es fehlt so mancher Luxus
doch kann es nicht anders sein.

Die Welt scheint uns zu vergessen
belächelt uns oftmals nur,
sie will es nicht begreifen
ein Leben auf einsamer Flur.

Wir suchen stets unsere Freude
im Arbeit- und Pflichtenkreis,
wissend, dass wir uns beglücken
mit wenigen Wünschen ganz leis.

Mitten im Grünen und Wachsen,
im Schweigen, im Abendwind,
erleben wir frohe Stunden
nur weil wir zufrieden sind.

Rupert Plessl


Die geschichtliche Entwicklung von Vießling.

In Ostmitteleuropa wurde durch die Völkerwanderung eine slawische Wanderbewegung nach Westen ausgelöst und so drangen am Beginn des siebenten Jahrhunderts slawische Siedler (als Vasallen der Awaren) bis an den Donaustrom vor.

Die Siedlungen der Slawen lagen meist in Tälern, wobei im Spitzer Graben die Slawendörfer in Vießling begannen und sich nach Povat, Ötz und Ranna fortsetzten.

Vießling ist demnach slawischen Ursprungs und hatte die Bedeutung "Bei den Hollerstauden".

Spätestens um die Wende des achten und neunten Jahrhunderts ist das Gebiet zwischen Donau und Jauerling von Bayern besiedelt worden. Es dürften schon vor der Karolingischen Mark bayrische Bauern auf der Hochfläche des Jauerlings seßhaft gewesen sein. Bayern und Slawen siedelten also nebeneinander, dies drückt sich in der ältesten Urkunde über das Spitzer Gebiet von 830 aus, neben slawischen Namen (Ahornico/Jauerling) scheinen auch deutsche Namen (Buchbach) auf.

Im Verlauf der bayrischen Kolonisation wurde die slawische Bevölkerung jedoch allmählich völlig aufgesogen.

Bis zum Ende des 8. Jahrhunderts stand das heutige Niederösterreich unter der Herrschaft des mongolischen Reitervolkes der Awaren. Karl der Große besiegte die Awaren in der Zeit von 791 bis 797 und schuf zum Schutz seines Reiches eine Grenzmark, die "Awarische Mark". Die "Awarische Mark", auch "Karolingische Mark" oder "Mark an der Donau" genannt, umfasste das Gebiet von der Enns bis zum Wienerwald.

Der oftmals gebrauchte Ausdruck "Ostmark" ist ein Name, der erst ab dem 19. Jahrhundert für die Awarische Mark, die Ottonische Mark und die Mark der Babenberger verwendet wird, von zeitgenössischen Quellen wird dieser Begriff nie benutzt.

Gebräuchlich war: das lateinische "oriens" (Ostland), für die Awarenmark "terra (oder provincia) avaorum", etwas später: "regio (marchia) orientalis", statt regio findet sich auch "pagus" (Gau).


Das von Karl dem Großen geschaffene System der Grenzsicherung durch Marken war besonders für uns im Osten von großer Bedeutung.

Mark, das alte deutsche Wort für Grenze (Markstein), wurde für die Grenzländer gebräuchlich. Der in einem Grenzbezirk mit der Handhabung der Regierungsgewalt (Verwaltung, Rechtspflege, Grenzschutz, Aufbringung des Heerbanns) beauftragte

"Markgraf", auch Präfekt genannt, hatte auch die Befehlsgewalt über die ihm unterstellten Grafen, auch Grenzgrafen genannt.


Die Anbindung an das fränkische Reich hat unser künftiges Schicksal bestimmt, wir wurden Teil des deutschen Sprachraumes und bekamen westlich orientierte ideologische Prägung.

Bayrische Hochstifte und Klöster erhielten in der neugeschaffenen Mark vom Kaiser Grundbesitz geschenkt, unter ihnen auch das bayrische Kloster Niederaltaich (Altaha).


Die Klöster schufen auch die Grundlage für den landschaftsprägenden Weinbau in unserem Tal. Die Römer hatten zwar den Weinbau in das Donauland gebracht, ob dieser die Stürme der Völkerwanderungszeit und die nachfolgende Herrschaftsperiode der Awaren überdauert hat kann nicht gesagt werden. Man kann annehmen, daß die Weinkultur erst wieder von den Klöstern eingeführt wurde. Das zur Karolingerzeit Weinbau im Spitzer Gebiet betrieben wurde ergibt sich aus der Erwähnung von Weingärten in der Urkunde von 830.


812 schenkte der Kaiser dem Kloster Niederaltaich unter anderem auch den "Locus Wahowa" aus dem sich die Herrschaft Spitz entwickelte, eine Urkunde ist nicht erhalten geblieben.


Diese Schenkung wurde in der Urkunde Ludwig des Deutschen vom 6. Oktober 830 bestätigt. Das Original der Urkunde ist nicht erhalten, aber eine glaubwürdige Abschrift aus der Zeit um 1000 n. Chr.


Ein Auszug aus der für uns so wichtigen Urkunde lautet:


......... und dem Kloster diese Güter durch feierliche Schenkung als immerwährenden Besitz zugestanden, und zwar ein Gebiet, das Wahowa genannt wird, und dessen Grenze von der Quelle des Flüßchens, das Mustrica genannt wird, bis zu jenem Platz verläuft, wo dieses in die Donau mündet, und danach reicht es aufwärts, längs des Ufers der Donau bis zum Bohbah, und jenseits des Bohbah eine Hube, und von da dicht an den Bohbah aufwärts bis zum Scheitel des Berges, der benannt wird Ahornico..........


Demnach wurde unter "Wahowa" das Gebiet vom Mieslingbach (unterhalb Spitz) bis zum Buchbach (Endlingbach/Aggsbach) und aufwärts bis zum Scheitel des Jauerling genannt.


Der Begriff "Wachau" hat allerdings manche Wandlung mitgemacht.

Die älteste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 830, denn eine oft zitierte Urkunde vom 28. Juni 823 ist als unecht erkannt worden.


860 bezog sich die Nennung "Wahawa" auf Arnsdorf. Mitte des 12. Jahrhunderts bezeichnete "Wachau" im engeren Sinn den Ort Weißenkirchen. Im 16. Jahrhundert reichte das "Tal Wachau" vom Watstein (oberhalb Dürnstein) bis zum Mieslinggraben.

Demnach ergeben die geschichtlichen Quellen bis ins 17. Jahrhundert eine Ausdehnung der Wachau von Dürnstein bis Aggsbach am nördlichen Ufer. Das Gebiet von Arnsdorf wurde nur im 9. bis 12. Jahrhundert als "Wachau" bezeichnet.


Die Ausdehnung des Begriffes "Wachau" auf die beidseitigen Uferlandschaften der Donau von Krems bis Melk erfolgte im 19. Jahrhundert.

Über die Deutung des Namens "Wachau" (Wahawa, Wachowa) ist sich die Sprachforschung noch nicht im klaren. Die Ableitung vom althochdeutschen "wacha" (Wache) und "ouwa" (Au) erscheint vom Standpunkt der Geschichte naheliegend.

Vielleicht sind auch folgende Ableitungen zutreffend:"vahen" (fangen) auf den Fischfang bezogen, "vach" (geflochtener Reusenkorb) oder "vag, vah" (Woge oder Welle). Madyareneinfälle und der Verlust der Awarischen Mark bewirkten während der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts eine Stockung der Kolonisationstätigkeit (am 04. Juli 907 hatte ein bayrisches Aufgebot bei Preßburg eine verheerende Niederlage erlitten).

Nachdem Kaiser Otto I. die Madyaren vom 10. bis 12. August 955 auf dem Lechfeld bei

Augsburg vernichtend geschlagen hatte, wurden die Marken aus der Karolingerzeit in etwas bescheidenerem Umfang wieder geschaffen.

Diese Schlacht entschied auch über die Vormachtstellung der römischen gegenüber der

byzantinischen Kirche.

Der Sieg auf dem Lechfeld gilt als ein Markstein in unserer Geschichte, da die Kolonisation wieder voll einsetzte und die bayrischen hochadeligen Geschlechter wieder größere Bedeutung gewannen.

Aus dem alten Besitz des Klosters Niederaltaich, dem "Locus Wahowa" entstand im Lauf der Zeit ein Hoheitsbezirk, die Herrschaft Spitz.


Da Vießling ein Teil vom "Locus Wahowa" war, ist die Geschichte von Vießling in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Herrschaft Spitz zu sehen.

Die Anfänge der Entwicklung vom geistlichen Eigenbesitz zum weltlichen Hoheitsgebiet

liegen im Dunkel. Als Ausgangspunkt kann die Vogteigewalt angenommen werden.

Die Besiedlung des Gebietes der Herrschaft Spitz war im wesentlichen im 11. Jahrhundert abgeschlossen. Der urkundliche Nachweis des Bestehens der Siedlungen kann allerdings oftmals erst für die Zeit des 13. Jahrhunderts erbracht werden.

Spitz: "ad spizzun" (865), Spizze (1148), ab dem 13. Jhd. Spitze, Spice und Spitz

Vießling: Vizeling (1243), Vizzling (1257)

Gut am Steg: Auf dem Gut (1243)

Die Herrschaft entwickelte sich zu einem exterritorialen Hoheitsbezirk der Herzöge von

Bayern wobei die uralten Grundbesitzrechte der Abtei Niederaltaich trotzdem weiter bestehen blieben (1803 wurde die Abtei säkularisiert, durch diese Auflösung verlor das

Kloster auch seine Güter in Österreich).


Der Raum Spitz war eine Enklave Bayerns, bayrisches Hoheitsgebiet, inmitten österreichischen Landes. Dieser Zustand währte bis 1504, da erst gelang es Kaiser Maximilian I. die Herrschaft Spitz aus dem Hoheitsbereich Bayerns zu lösen und die landesfürstliche Gewalt der Habsburger voll zur Geltung zu bringen.

Die Herrschaft Spitz wies nicht mehr den ursprünglichen Umfang auf, verschiedene Teile

waren anderen Herrschaftsbereichen einverleibt worden. Vießling gehörte zur Herrschaft

Ranna, Gut am Steg zur Herrschaft Schwallenbach.


Die Reformation und in ihrem Gefolge die Gegenreformation griffen auch auf den Raum

Spitz über und wirkten sich im 16. und 17. Jahrhundert prägend aus. Nach dem Dreißigjährigen Krieg blieb unser Gebiet zwar von direkten Kriegshandlungen verschont, das Leben war jedoch noch von der Türkengefahr überschattet.

Während der Franzosenkriege kam der Feind allerdings auch in unser Heimatland.

Auch das Revolutionsjahr 1848 wirkte sich selbstverständlich im Leben der Bürger aus.

Die Bewohner standen ja, trotz verschiedener Erleichterungen, noch immer im Untertanenverhältnis zur Herrschaft (Leistung von Zehent und Robot). Die Bürger wurden frei von jeglicher Bindung an die Herrschaft und waren nun unmittelbar dem Staat unterstellt, wobei Spitz der Mittelpunkt des neu geschaffenen Bezirkes bzw. in späterer Folge des Gerichtsbezirkes wurde.


1849 wurde Vießling als Gemeindeteil von Gut am Steg in den Bezirk Spitz bzw. 1868 in die Bezirkshauptmannschaft Krems eingegliedert.

1975 erfolgte die Zusammenlegung mit der Marktgemeinde Spitz.

Das Marktrecht von Spitz wurde erstmals 1426 urkundlich erwähnt, die Verleihung der

Marktgerechtigkeit dürfte schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein.

Der älteste Abdruck des Spitzer Marktsiegels stammt aus dem Jahr 1455 und die älteste farbliche Darstellung ist aus dem Jahr 1523 erhalten geblieben.